Hortus Conclusus -
Die verschlossenen Gärten des Paradieses

Gardens of Paradise

Die universale Mystik der Liebe 
in mittelalterlichen
christlichen und muslimischen Liedern

Der verschlossene Garten, der eingemauerte Ort der Seligkeit 

– ein Motiv, das sich durch die Kulturgeschichte
des Orients und Europas zieht.

So geht unser Wort «Paradies» auf das altpersische «pairidaeza» zurück, was 'ummauert' bedeutet. 
In
Persien entstand auch eine besondere Tradition der
Gartenkunst, die sich durch Anlagen im Inneren von
Häusern auszeichnet,
 in deren Zentrum stets ein Brunnen
als Symbol des Lebens steht.


In allen drei Buchreligionen – Judentum, Christentum und Islam – herrscht einmütig die Vorstellung von dem Ort,
an den selige
Menschen nach ihrem Tode kommen, als einem Garten: Gan-Eden ('Garten Eden'), Paradies und «Jannah» ('Garten'). Daher ist
das Bild des eingefriedeten Gartens in mystischen Vorstellungen stets präsent gewesen. 
Die vier Gärten des Paradieses: Garten
der Seele, Garten des Herzens, Garten des Geistes und Garten des Wesens - sie verkörpern in der islamischen Mystik
die Reise der Seele.

Im Christentum wurde der Vers aus dem Hohen Lied der Liebe «Meine Schwester, liebe Braut, du bist ein verschlossener Garten,
eine verschlossene Quelle, ein versiegelter Born» 
auf die jungfräuliche Maria bezogen. 
Gemälde wie Martin Schongauers
«Maria im Rosenhag» und Liedtexte
 zeigen die weite Wirkung dieses mystisch-erotischen Bildes; 
denn das hortus conclusus-
Motiv findet sich sowohl in der Liturgie der Marienfeste 
als auch in weltlichen Kompositionen verschiedenster Art. 



Vor allem in der persischen und in der osmanischen Kultur zeigt sich, 
wie sehr sich Dichter und Komponisten mit dem
Gartenmotiv beschäftigten, 
erotische und mystische Vereinigung gemeinsam feierten. 
Der blühende Garten als Symbol der
Verheißung von Seligkeit, als Ort des Treffens und als Heimat der klagenden Nachtigall, 
ist Thema vieler Vokalwerke und
erscheint als programmatischer Titel von Instrumentalstücken. Bildliche Darstellungen mystischer Gärten schmücken
zahlreiche persische und osmanische Handschriften.



Europäische und persisch-osmanische Musik über verschlossene, geheimnisvolle und frisch erblühte Gärten,
begleitet von
projizierten Abbildungen aus dem mittelalterlichen Orient und Okzident, 
erzählen davon, wie sich im verschlossenen Paradies-
Garten 'geistliche' und 'weltliche' Sphäre in einer universalen Mystik der Liebe vereinigen.

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Rezensionen

«Von der Erotik des Glaubens. 
Vladimir Ivanoff und sein Ensemble Sarband bezauberten beim Grazer Osterfestival

mit Schätzen des mittelalterlichen Orients und Okzidents. 
Vladimir Ivanoff ist ein feinsinniger Kartograph des
Außergewöhnlichen. Reizvoll allein die Spektren der Singstimmen … 
Ein kleines Kunststück für sich
waren die eingeblendeten Texte,
 projiziert auf Fotos von Gregorianik-Partituren, Bibel-Miniaturen
oder Orient-Teppichen.
 Kurz: Kunstgenuss aus einem Guss. »

Michael Tschida, Kleine Zeitung, 31.03.2010

Gardens of Paradise

Audio

 

 

Antiphon - Surah 37
Live, Styriarte Graz 03-10
4:41
Italien (14. Jh.):
«Bel Fiore Dança»
Live, Styriarte Graz 03-10
3:47
Guillaume Dufay
(15. Jh.):
«Quel fronte signorille»
Live, Styriarte Graz 03-10
3:31

Kanun

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