Sarband

Die Stimme des Blutes
Heimat und Fremde, Musik des Mittelalters und Alte Musik aus Orient & Okzident

Sarband
«Die Stimme des Blutes» ist in vielfacher Hinsicht die
'jüngere Schwester' des seit langem erfolgreichen
Sarband- Programms «Vox Feminae».

Sidi Larbi Cherkaoui choreographierte «Vox Feminae»
unter dem Titel «Origine», und wir hatten in mehr als
100 Aufführungen zusammen mit TänzerInnen aus vier
Kontinenten die Gelegenheit, die Bedeutung von Herkunft
und Heimat für die Kunst, die Gesellschaft und für den
einzelnen Menschen zu ergründen, die Bedeutung der
'Stimme des Blutes' für unsere Musik und unsere
menschliche Existenz immer neu zu definieren.

 


Je stärker die postmoderne Gesellschaft durch die Auflösung von fest umrissenen Herkunftskulturen geprägt ist, desto
unvermeidlicher ist es für uns, den Bezug zu Heimat, der nicht mehr von vornherein gegeben ist, immer neu zu definieren.
Heimatals Prozess, das eigene 'Zuhause' zu bestimmen, bedeutet aber nicht, das Fremde auszuschließen, sondern es als
Bestandteil seiner selbst anzunehmen.

Abschied und Hoffnung auf das Wiedersehen, Heimat und Fremde, Reisen zu den Horizonten menschlicher Erfahrung.
Bedeutet Heimat nur Nähe, oder kann sie auch in der Ferne liegen? Es gibt keine Heimat ohne Fremde. Sie entsteht im
menschlichen Dasein irgendwo im Nirgendwo zwischen der gewissen, aber zugleich unwiederbringlichen Vergangenheit
unserer Erinnerung und der ungewissen Verheißung unserer Zukunft; in ihrer spirituellen Dimension zwischen Diesseits
und der Hoffnung auf ein Jenseits.

Sarband reist seit bald drei Jahrzehnten auf dem schmalen Grad zwischen Alter und Traditioneller Musik.

Die Beziehung von Aufführenden und Hörern zur Alten Musik, ob aus Mittelalter, Renaissance oder Barock, ist zunächst eine
geistig-rationale, denn diese Repertoires überlebten Jahrhunderte, in denen sie archiviert und vergessen wurden, nur auf dem
Papier. Heutige Aufführende erschaffen sie mit viel Fachwissen und Kreativität als neue sinnlich erfahrbare Klangwelten.
Die Hörer machen sie ihrer Wahrnehmung durch immer neue, auch vom Zeitgeist abhängige Assoziationen in sich wieder
lebendig: das 'finstere', 'mystische' bzw. sinnenfreudige Mittelalter; der 'geheimnisvolle', 'schillernde' bzw. 'grausame' Orient …

Traditionelle Musik bindet - in der Intensität abhängig vom Grad der Traditionalität einer Zivilisation - Aufführende und Hörern
an ihre kulturellen, ethnischen, religiösen Wurzeln. Lieder der Mutter, Musik aus dem Gottesdienst, Liebeslieder, Erinnerungen
an die verlassene Heimat, vergangene Zeiten, verlorene Menschen. Zwei Musikwelten mit großen Kräften, die es lohnt,
miteinander in Verbindung zu bringen, um verschüttete Emotionen zu befreien und gelöste Beziehungen neu zu verbinden.

Miriam Andersén (Schweden): Sopran & Gotische Harfe / Fadia El-Hage (Libanon): Alt /
Vladimir Ivanoff (Bulgarien/Deutschland): Perkussion & Laute

Eine schwedische Sängerin, die nach einer langfristigen Expertise in der europäischen Musik des Mittelalters damit begann, sich
mit der fast vergessenen Tradition ihrer Heimat zu beschäftigen. Eine libanesische Sängerin, die in Deutschland Oratoriengesang
studierte, die europäische Musik des Mittelalters für sich entdeckte und sich auf deutschen Bühnen wieder an die christlichen
arabischen Lieder ihrer Kindheit erinnerte. Ein in Deutschland aufgewachsener Bulgare, der die Kultur des Osmanischen Reichs
erforscht, dadurch Orient und Okzident in Beziehung bringt, um die komplexe Tradition seiner ethnischen Heimat für sich
lebendig zu machen.

Sie sind seit langem musikalisch auf ihren ganz persönlichen Weltreisen durch historische Zeiten und geographische Räume
unterwegs, singen Lieder aus ihrer eigenen spirituellen und geographischen Heimat und begegnen sich an ihrem gemeinsamen
geistigen Heimatort: der Musik des Mittelalters.

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Rezensionen

«"Ensemble Sarband" macht starken Eindruck.
Dass bei einem Konzert alles, aber auch alles stimmt, ist selten zu erleben.
Den Besuchern des Programmes "Die Stimme des Blutes", mit dem der Mainzer Musiksommer in die Augustinerkirche lud,
war tatsächlich eine solche Sternstunde vergönnt: Die so stimmige wie spannende Repertoireauswahl,
die musikwissenschaftlich-historische Expertise der Mitwirkenden gepaart mit ansteckend natürlichem Musikantentum,
die stilsicher-charmante Ausführung, die nie über den tiefen religiösen Gehalt der Werke hinwegmusizierte,
das hohe musikalische Niveau verbunden mit interpretatorischer Inbrunst erlaubten dem Publikum ein gebanntes Eintauchen
in geografisch wie chronologisch fremde Welten und schufen ein erhebendes Erlebnis.
Seit langem gehört "Sarband" unter der Leitung von Vladimir Ivanoff zu den Spitzenensembles der Alten Musik,
nimmt jedoch eine Sonderstellung abseits der üblichen Vergleichbarkeiten ein …
Während sich Miriam Andersén mit ihrem diamantklarem Sopran in ätherische Höhen aufschwang, begeisterte
Fadia El-Hage mit verblüffend großem Stimm-Ambitus, glut- und blutvoll bis in kernige Männer- Tiefen, und machte vor
allem die unbegleiteten aramäischen Gesänge zu Glanzpunkten. Ivanoff half dem Verständnis des Publikums durch
instruktive Erläuterungen und griff neben der häufig begleitenden Rahmentrommel auch zur Laute.
Diese entspann ein wunderbares Wechselspiel mit der Harfe in der sephardischen Ballade "Una tarde de verano",
die in Fadia El-Hages hingebungsvollem Vortrag zum Höhepunkt wurde – neben dem Maria Magdalena-Lied der ältesten
Komponistin überhaupt, Kassia von Byzanz (*810), und Miriam  Anderséns meisterhaftem Vortrag der apokalyptischen
Vanitas-Warnung "Audi pontus".» wit, Wiesbadener Kurier, 16.08.2013

«Ensemble Sarband singt und spielt die Sterne vom Himmel..» Danielle de Regt, De Standaard (B), 11.02.2008

«Sensationell die Live-Musik: die von ganz tief innen kommende Stimme von Fadia el-Hage und die glasklare der Schwedin
Miriam Andersén …» 
Silvia Nagl, OÖNachrichten (A), 10.03.2008

«Wie ein auf die Wunden aufgetragener Wunderbalsam.» Les Echos, 28.04.20 08

«Die Utopie einer harmonischen Fusion - sie liegt in der Musik… das ergibt einen Klangteppich, in dessen Gewebe
die Stränge aus Orient und Okzident kaum noch unterscheidbar sind - ein wunderschön-melancholisches Ideal. …»
Nicole Strecker, Ballettanz, 4-08

Video

Dream of the Orient

Origine - Generalprobe
5-2008 Antwerpen
Choreographie:
Sidi Larbi Cherkaoui

Miriam Andersen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vladimir Ivanoff